Brustrekonstruktion oder nicht?
Falls Sie sich fragen, ob sich eine Brustrekonstruktion für Sie in Frage kommt oder nicht, sollten Sie sich zunächst bestmöglich informieren. Es könnte hilfreich sein, mit anderen Frauen, die vor der gleichen Entscheidung standen, über dieses Thema zu sprechen und in Erfahrung zu bringen, warum sie ihre entsprechende Wahl getroffen haben und wie sie heute dazu stehen. Wir haben einige Amoena-Kunden gebeten, ihre Geschichten mit uns zu teilen.
Einseitige Mastektomie mit Rekonstruktion
Die Entscheidung für oder gegen eine Brustwiederherstellung kann Frauen schwerfallen, die nur eine Brust entfernen lassen. Ein Grund dafür ist, dass eine rekonstruierte Brust der verbleibenden häufig nicht exakt gleicht, was Erwägungen hinsichtlich zusätzlicher Operationen nach sich ziehen kann. Einige Frauen sind aber durchaus mit dem Ergebnis zufrieden.
Rebecca G. unterzog sich gleichzeitig mit ihrer Mastektomie einer Gewebeexpander-Rekonstruktion. Bevor sie ihre Entscheidung fällte, hatte sie sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt: „Ich sprach mit zwei plastischen Chirurgen und nahm an zwei unterschiedlichen Selbsthilfegruppen teil, um mit anderen Frauen ins Gespräch zu kommen, die bereits Erfahrung mit einer derartigen Operation hatten“, erklärt sie.
Nichtsdestotrotz fiel die Prozedur unangenehmer aus als erwartet. „Der Gewebeexpander fühlte sich an wie ein Gewicht in meinem Brustkorb und er war sowohl körperlich als auch emotional unangenehm. Manchmal zweifelte ich daran, ob das Ganze wirklich eine so gute Idee war.“
Rebecca musste sich an das Ergebnis erst gewöhnen: „Ich finde Narben nicht so toll, weshalb ich mir die rekonstruierte Brust lange Zeit nicht wirklich ansehen konnte. Alle loben die saubere Ausführung. Ich kann damit leben.“
Ein mit der Brustwiederherstellung häufig verbundenes Problem ist die Tatsache, dass die natürliche Brust der rekonstruierten nicht sehr ähnlich sieht. „Wenn ich zunehme, wächst zwar meine natürliche Brust, meine rekonstruierte aber nicht“, sagt sie. „Alle dachten, dass ich dadurch mein Gewicht halten würde. Sie lagen alle falsch.“
Aus Gründen der Symmetrie empfehlen Chirurgen häufig, Ihre verbleibende Brust anzuheben oder zu verkleinern, damit diese Ihrer rekonstruierten Brust eher entspricht, und Rebecca entschied sich einige Jahre nach ihrer ursprünglichen Wiederherstellung für einen derartigen Eingriff.
„Sie können zwar einen Menschen zum Mond schießen, aber die schlaffe Brust einer 47-Jährigen offensichtlich nicht imitieren — nur die pralle Brust einer 17-Jährigen. Mein Schönheitschirurg schlug vor, die andere Brust durch ein Lifting entsprechend anzupassen. Meine Brüste hängen seit jeher. Ich erinnere mich, dass mein Schönheitschirurg meinte, ich würde nach der Rekonstruktion ein hinreißendes Dekolleté haben. Das wollte ich immer schon, meine Brüste lagen aber zu weit auseinander.“
Das Ergebnis des Liftings war enttäuschend. „Es war sehr viel schmerzhafter als ich es mir erwartete. Es stand zu befürchten, dass ich auch in der anderen Brust jedes Gefühl verlieren würde. Ich weiß nicht mehr, warum ich mich vom Schönheitschirurgen dazu überreden und ihn eine vollkommen gesunde Brust aufschneiden ließ. Sie sah danach gar nicht mehr wie meine eigene Brust aus. Ich schätze, ich wollte daran glauben, nach dem Eingriff wieder ‚normal‘ zu sein, was auch immer das heißt. Stattdessen fühlte es sich an, als hätte ich beide Brüste eingebüßt.“
Gleichzeitig gibt Rebecca zu, dass kleinere, straffere Brüste nicht nur Nachteile haben: „Positiv ist, dass ich nun ganz ohne BH shoppen gehen kann.“
Einseitige Mastektomie ohne Rekonstruktion
Rose O. hatte 1994 eine Mastektomie, ihr wurde danach jedoch keine Rekonstruktion vorgeschlagen.
„Bei keinem meiner Arzttermine kam diese zur Sprache. Ich wusste nicht, dass ich gleichzeitig mit der Mastektomie auch eine Rekonstruktion haben könnte, also nahm ich an, dass die Frage erst später relevant werden würde.“
Also entschloss sich Rose, auf weitere chirurgische Eingriffe zu verzichten, gibt aber gleichzeitig zu, sich eine ebenmäßigere Silhouette zu wünschen. „Ich habe den Verzicht auf eine Wiederherstellung nie bereut, doch gefällt mir mein ungleicher Körper nicht wirklich. Meine verbleibende Brust ist recht groß, was manchmal problematisch sein kann.“
Zwar schlug Ihr plastischer Chirurg kürzlich die Möglichkeit einer Rekonstruktion vor, um mehr Gleichmäßigkeit zu erzielen, doch verzichtete sie nach eigenen Recherchen bewusst darauf: „Ich würde eher auch meine andere Brust entfernen lassen“, sagt sie.
Rose hat kein Problem damit, nur eine Brust zu haben: „Dass mich mein Ehemann mit einer Brust genauso akzeptiert wie mit beiden, ließ mich die Veränderungen meines Körpers meiner Meinung nach sehr viel leichter hinnehmen. Nach Jahren mit nur einer Brust bin ich heute die, die ich wirklich bin. Ich spreche gerne von meinen Gefechtsnarben, denn ich habe den Kampf gegen den Krebs gewonnen.“
Beidseitige Mastektomie mit Rekonstruktion
Als Pamela S. sich vor über zehn Jahren für eine vorbeugende beidseitige Mastektomie entschied, wurde ihr umgehend auch die Rekonstruktion angeboten. „Als Frau in den Dreißigern ohne jegliche Krankheitsanzeichen bestand meine einzige Option (neben der Entscheidung, gar nichts zu unternehmen) in einer subkutanen Mastektomie samt gleichzeitigem Einsatz einer Prothese unterhalb des großen Brustmuskels“, erläutert sie. Eine subkutane Mastektomie ist eine hautschonende Operation, bei der die Brustwarze vollständig und zudem so viel Haut wie möglich erhalten bleiben.
Sie machte es sich im Vorfeld zur Aufgabe, sich gründlich über das Verfahren zu erkundigen, zusätzliche Meinungen einzuholen und mögliche Ergebnisse mit ihrem Chirurgen zu besprechen, der sie in dieser Hinsicht beriet und ihr die Ergebnisse anderer Patientinnen zeigte, die sich dieser Prozedur unterzogen hatten. „Mein Ehemann ist Facharzt für orthopädische Chirurgie und erörterte mit mir die klinischen Aspekte der Entscheidung und unterstützte mich auch emotional.“
Über zehn Jahre später ist Pamela mit dem Ergebnis ihres Eingriffs sehr zufrieden: „Ich machte mir damals große Sorgen über das endgültige Erscheinungsbild, das sich aber als sehr gut herausstellte. Solange ich nicht explizit darauf hinweise, fällt niemandem auf, dass ich mich einer doppelten Mastektomien samt Rekonstruktion unterzogen habe.“
Beidseitige Mastektomie ohne Rekonstruktion
Lynne D. unterzog sich eingangs einer Lumpektomie; im Anschluss daran, als der pathologische Bericht die Notwendigkeit weiterer chirurgischer Maßnahmen in den Raum stellte, war es an der Zeit, über eine Brustrekonstruktion nachzudenken. Sie entschied sich schließlich dagegen.
„Ich erwog die Vorteile von Brüsten — die in unserer Gesellschaft mit einem höheren Sexappeal verbunden sind. Ich könnte engere Kleidung, normale Badeanzüge und herkömmliche BHs tragen, ohne befürchten zu müssen, dass mein BH nach oben rutscht. Doch wollte ich keine unnötigen Operationen mehr. Salzimplantate machen nicht nur die anfänglichen chirurgischen Eingriffe notwendig, sondern ziehen höchstwahrscheinlich weitere Folgeoperationen nach sich, falls es zu Verhärtungen, zur Bildung von Narbengewebe oder zu Flüssigkeitsaustritten kommt. Außerdem würden die rekonstruierten Brüste sicher nicht wie meine natürlichen aussehen.“
Rekonstruktionschirurgie mit Eigengewebe lehnte Lynne noch stärker ab. „Lappenrekonstruktion bringt noch sehr viel mehr Operationen mit sich als eine Wiederherstellung mithilfe von Implantaten, und ich hatte keinerlei Verlangen nach den Schmerzen, dem Infektionsrisiko oder den Narben – obwohl ich die TRAM-Lappen-Bauchdeckenstraffung durchaus in Erwägung zog. Darüber hinaus wurde mir klar, dass eine Rekonstruktion das Erkennen wiederauftretender oder sekundärer Tumoren deutlich erschweren würde.“
Mit offenen Augen an die Sache herangehen
Viele Frauen fühlen sich von der Anzahl der aufgrund einer Brustkrebsdiagnose zu treffenden Entscheidungen schier überwältigt, weshalb es manchmal besser ist, die Rekonstruktion auf später zu verschieben – was wiederum den Nachteil mit sich bringt, sich zwei ernst zu nehmenden Operationen statt nur einer zu unterziehen.
Sollten Sie sich andererseits für die Rekonstruktion entscheiden, hängt Ihr Umgang mit den Ergebnissen von zahlreichen Faktoren ab, darunter das Können Ihres Chirurgen, die Reaktion Ihres eigenen Körpers auf den Eingriff und Ihre Erwartungshaltung. Frauen, die mit ihrer Rekonstruktion zufrieden sind, sehen häufig einfach keine andere Alternative dazu und teilen ihre Erfahrungen gerne mit anderen, die vor derselben Entscheidung stehen. Oftmals sind das jene Frauen, die am realistischsten an die Operation und die möglichen Ergebnisse herangingen. Schon vor dem Eingriff waren sie sich beispielsweise der Tatsache bewusst, dass ihre neuen Brüste nicht mit ihren natürlichen vergleichbar sein würden. Sie wollten angezogen gut aussehen, wussten aber, dass sie nackt nicht so aussehen würden wie vor ihrem Brustkrebs. Sie machten sich keine Illusionen hinsichtlich der möglichen Komplikationen, der Narben, der langwierigen Operationen und der Unannehmlichkeiten.
Sie haben die Wahl
Die Entscheidung für oder gegen eine Rekonstruktion ist mit unzähligen praktischen wie emotionalen Abwägungen verbunden und ganz und gar persönlich. Die einzig ‚richtige‘ Entscheidung ist die, die sich für Sie angesichts der jeweiligen Umstände richtig anfühlt.
Wir helfen Ihnen gerne weiter
Sollten Sie sich gegen eine Brustrekonstruktion aussprechen oder nach einer Mastektomie wissen wollen, wie Sie ohne zusätzliche operative Eingriffe bis zu einer endgültigen Entscheidung zurecht kommen werden, könnten Brustprothesen Ihnen möglicherweise helfen.
Sollten Sie sich andererseits einem rekonstruktiven Eingriff unterziehen und möglicherweise noch ein wenig Hilfe in Bezug auf Gleichmäßigkeit und Symmetrie benötigen, könnte möglicherweise eine Ausgleichsform genau das Richtige für Sie sein. Wie auch immer Sie sich entscheiden, wir sind für Sie da.
19. November 2019
Foto: Adobe Stock