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Der Umgang mit Stress und Angst bei Brustkrebs

Sie sind nicht allein. Ein Leitfaden für Ihre Emotionen und wie Sie Ihren Geist neu ausrichten, um ihn besser zu kontrollieren.

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Ein kurzer Leitfaden, um Ihre Emotionen in den Griff zu bekommen

Umgang mit Stress und Angst

Kommen wir gleich zur Sache: Die meisten von uns werden durch die Diagnose Brustkrebs schlagartig in eine emotionale Krise gestürzt. Und angesichts einer Krise schalten wir instinktiv in den Überlebensmodus. All unsere Gedanken, Verhaltensweisen und Emotionen spiegeln unser Bestreben, die angreifende Gefahr zu überleben. Wir richten unser ganzes Sein darauf aus, den Krebs nicht obsiegen zu lassen. Unsere Körper produzieren mehr Adrenalin, um uns dabei zu unterstützen, mit den zusätzlichen Anforderungen an unsere Emotionen fertigzuwerden. 

Einige von uns verwenden ihr Adrenalin dafür, den Kampf gegen die lebensbedrohliche Gefahr aufzunehmen, während andere Hals über Kopf vor ihr fliehen. Beide Ansätze setzen haufenweise Energie voraus, unabhängig davon, ob Sie sich nun für den Kampf entscheiden oder dafür, die Panik zu unterdrücken und den Kopf tief in den Sand zu stecken. 

Unglücklicherweise ist es umso wahrscheinlicher, dass wir unsere Immunsysteme zu sehr belasten, je länger wir im Überlebensmodus verharren, was die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers schwächt und zu körperlicher Auszehrung führt. Anders gesagt laugt es uns aus und wir leiden an völliger Erschöpfung. Operationen, Strahlenbehandlungen und Chemotherapie führen ausnahmslos zu Erschöpfung, weshalb wir versuchen sollten, unsere Emotionen auf eine Art und Weise zu beherrschen, die nicht zu körperlicher Ermattung führt.

Sorgen: Über Ihre Zukunft mit Brustkrebs nachdenken

Einfach ausgedrückt ist Angst der Nährboden, auf dem Sorgen gedeihen. Augenblickliche Angst kann Ihnen als lebensrettendes Warnsignal verdeutlichen, dass Sie unmittelbar in Gefahr sind, beispielsweise wenn bei Ihnen zuhause ein Feuer ausbricht. Ihre anfängliche Angstreaktion auf die Mitteilung, dass Sie Krebs haben, kann deshalb hilfreich sein, weil Sie diese ernst nehmen und umgehend Maßnahmen ergreifen, um wieder gesund zu werden; Angst wird jedoch dann zum Problem, wenn wir sie als Sorgen mit in die Zukunft nehmen. Über die Zukunft nachzudenken und Pläne für Ihre Ziele zu schmieden ist eine hervorragende Problemlösungsstrategie. Fortwährend darüber zu brüten, was alles schief gehen kann, ist jedoch gleichbedeutend mit kontraproduktiven Sorgen.

Sie sollten niemals zu hart mich sich selbst ins Gericht gehen, weil Sie zu ängstlichen oder negativen Gedanken neigen. So sind wir Menschen nun einmal veranlagt. Unsere wichtigste Aufgabe ist es zu überleben, Angst ist also äußerst instinktiv. Wir müssen nicht glücklich sein, um zu überleben; Angst dient dazu, dass wir uns auf unser Überleben konzentrieren. Das Problem dabei ist, dass wir in ein negatives Gedankenmuster abrutschen können, und dadurch stets befürchten, unser Überleben sei unmittelbar bedroht, obwohl es sich dabei auch trotz Brustkrebs um die absolute Ausnahme handelt. Was können wir also tun?

Minimieren Sie Ihre Verletzlichkeit und Ihren Kontrollverlust

Angstbasierte Sorgen treten in erster Linie auf, wenn wir am verletzlichsten sind und die Situation, in der wir uns befinden, am wenigsten beherrschen. In diesem Wissen wird es möglich, unsere Ängste/Sorgen zu minimieren, indem wir versuchen, unsere Lage in den Griff zu bekommen. Nicht umsonst heißt es häufig, „Wissen ist Macht“. Je mehr Wissen Sie über Ihre Art von Brustkrebs erwerben, über das Stadium Ihrer Erkrankung, Behandlungsoptionen und -ergebnisse, und darüber, wie flexibel Sie Ihre Behandlung gestalten können, desto eher werden Sie erkennen, wie Sie die Kontrolle über Ihr Leben wiedererlangen können. 

Zu wissen, dass wir einen kleinen aber feinen Beitrag für unseren eigenen Behandlungsplan geleistet haben, verleiht uns neuen Mut. Allzu häufig fällt es Frauen unserer Kultur und insbesondere Frauen mittleren und fortgeschrittenen Alters schwer, ihre Bedürfnisse zu umreißen und Hilfe zu erbitten. Schon die bescheidene Bitte um ein ruhigeres Chemotherapiezimmer oder eine einfache Decke können wahre Wunder für Ihr Wohlbefinden und Ihr Gefühl der Kontrolle bewirken. Es handelt sich um eine erstklassige Gelegenheit, um zu erkennen, dass Sie eine durch und durch wertvolle Person sind, statt blind dem alten Konzept der eigenen Unwürdigkeit zu folgen. Das Pflegepersonal wird dafür bezahlt, Ihnen zu helfen. Wären Sie nicht Ihre Patientin, dann wären sie arbeitslos, würdigen Sie ihre Professionalität also dadurch, dass Sie ihnen Ihre Bedürfnisse mitteilen. Das ist sehr viel besser als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob das Zimmer bei Ihrer nächsten Chemo wohl wieder zu kalt sein wird und ob Sie es aushalten werden.

Neben Ihrer medizinischen Versorgung gibt es zahlreiche andere Bereiche, um sich auf die Gegenwart zu besinnen und Ihnen mehr Kontrolle über Ihren Krankheitsverlauf zu verleihen. Auf die Einzelheiten zu achten, indem Sie

  • sich mithilfe von Listen organisieren,
  • einen Kalender mit allen Arztterminen führen,
  • einen wöchentlichen Speisenplan erstellen und Vorgekochtes einfrieren

...kann Ihr Gefühl der Kontrolle wesentlich unterstützen. 

Angstzustände und Depression: Ihre Stimmung stabilisieren

Stimmungsschwankungen sind nicht ungewöhnlich für Krebspatienten. Möglicherweise leiden Sie nicht an einer voll ausgeprägten Depression, fühlen sich aber dennoch nervös und reizbar. Sollte Ihr Arzt Ihre Niedergeschlagenheit bewertet haben und zu dem Schluss gekommen sein, dass Sie an einem starken depressiven Schub (einer biochemisch begründeten Depression) leiden, sollten Sie möglicherweise Antidepressiva in Erwägung ziehen. Zwar sind Einzeltherapien und Selbsthilfegruppen hervorragend geeignet, um damit umzugehen, doch gleicht die Behandlung eines chemischen Ungleichgewichts mithilfe reiner Gesprächstherapie der Behandlung einer Halsentzündung mithilfe einer Unterhaltung, wenn eigentlich ein Antibiotikum nötig wäre; tatsächlich kann eine Verschlechterung die Folge sein. Haben Sie keine Angst davor, jede nötige Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Frau beim Sport

Bei schlichter Launenhaftigkeit regen Bewegung und Ernährung die Produktion von mehr Neurotransmittern an, um eine ausgeprägte Depression zu vermeiden. Körperliche Betätigung kann sich auch dann positiv auf Ihr gesamtes Wohlbefinden auswirken, wenn Sie mit Abgeschlagenheit zu kämpfen haben, doch müssen Sie auf Ihren Körper hören und das Training durch Pausen auflockern. Übertreiben Sie es nicht und beanspruchen Sie Ihr Herz und Ihre Lungen gerade genug, um eine gesunde Stoffwechselreaktion hervorzurufen und Ihre Muskelspannung und Schmerzen zu verringern.

Versuchen Sie zudem, sich gesünder zu ernähren, beispielsweise mithilfe von frischem Obst und Gemüse, magerem Fleisch, Nüssen, Vollkorngetreide und weniger Fertiggerichten. Kohlenhydrate wie Zucker oder raffiniertes Weißmehl senken Ihre Energie und gesündere Kohlenhydrate wie frisches Gemüse sorgen für Beruhigung. Eiweiß aus magerem Fleisch belebt und verbessert Ihre Konzentration, wohingegen salziges verarbeitetes Fleisch zu Flüssigkeitsretention und dadurch zu Muskelkrämpfen führen kann. Falls Sie auf Zucker verzichten möchten, sollte Ihnen bewusst sein, dass sich während der ersten beiden Wochen ein starkes Verlangen nach Kohlenhydraten einstellen kann, das aber nach und nach schwindet. Wenn Sie Ihre Ernährung tiefgreifend umkrempeln möchten, ziehen Sie die Ernährungstipps der Deutschen Krebsgesellschaft in Betracht.

Bleiben Sie im Hier und Jetzt

Es ist an der Zeit, hart daran zu arbeiten, im Hier und Jetzt zu bleiben. Wir sind nicht unser Geist, sondern können ihn nach Belieben für unsere Zwecke einsetzen. Sich wie besessen Sorgen zu machen ist eine bewusste Entscheidung, genau wie sich nicht wie besessen Sorgen zu machen. Sie legen fest, worüber Sie nachdenken möchten. Doch reicht es nicht aus, sich zu verbieten, über etwas nachzudenken — der Gedanke wird sich nicht aus Ihrem Kopf verscheuchen lassen. Um Ihre Gedanken zu verändern, müssen Sie einen Gedanken durch einen anderen ersetzen. Es liegt an Ihnen, Ihren Geist für etwas Nützliches wie den Speisenplan der Woche oder Ihren nächsten Urlaub einzusetzen. Nutzen Sie Ihren Geist ganz bewusst dazu, ein unterhaltsames Buch zu lesen oder sich eine lustige Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit jemand Besonderem ins Gedächtnis zu rufen. Wir können über schier unzählige positive Dinge nachdenken.

Kontrolle bedarf Übung und es ist leicht, sich ängstlich und machtlos zu fühlen, wenn wir vergessen, im Hier und Jetzt zu bleiben und unmittelbar vor uns liegende Aufgaben zu bewältigen. Sorgen loszulassen und unseren Geist auf Dinge auszurichten, die wir kontrollieren können, ist die beste Entscheidung, die wir treffen können, und spielt eine bedeutende Rolle für unsere Heilungsaussichten.

18. November 2019

Foto: Adobe Stock