9 mögliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie bei Brustkrebs
Erfahren Sie mehr über 9 mögliche Langzeitwirkungen von Strahlung auf Ihren Körper nach Brustkrebs.
Nicht jede Brustkrebspatientin, die sich einer Strahlentherapie unterzieht, erlebt mehr als die kurzfristige Unannehmlichkeit empfindlicher Haut oder völliger körperlicher Abgeschlagenheit. Es können in seltenen Fällen auch langfristige Komplikationen auftreten.
1. Hautveränderungen
Zu den Hautreaktionen aufgrund von Strahlentherapie gehören:
- Bestrahlte Haut ist häufig etwas dunkler, dünner oder trockener als vor der Behandlung.
- Ihre Haut weist möglicherweise eine erhöhte Neigung zu Sonnenbrand, Entzündung oder Beschädigung auf.
- Operationsnarben bleiben nach dem Behandlungsende häufig über längere Zeit empfindlich oder sensibel.
- Bei einigen Frauen kommt es zu Veränderungen wie kleinen roten Flecken auf der Brust aufgrund von erweiterten Blutgefäßen unter der Haut. Diese Komplikation wird als Teleangiektasie (Besenreiser) bezeichnet. Teleangiektasien sind kein Anzeichen für das Wiederauftreten von Krebs, sie verschwinden allerdings für gewöhnlich nicht von alleine.
Strahlentherapie und Hautpflege:
Benutzen Sie unbedingt speziell für empfindliche Haut geeignete Cremes, Lotionen und Öle. Vermeiden Sie Produkte, die Duftstoffe oder andere Zusatzstoffe enthalten. Sprechen Sie mit einem Dermatologen, um geeignete Produkte zu finden. Viele Frauen pflegen die betroffenen Stellen mit reiner Aloe Vera, um Hautreaktionen zu lindern.
2. Auswirkungen der Strahlentherapie auf das Brustgewebe
Ödem : Eine Schwellung der Brust, kann über Monate oder Jahre nach der Behandlung weiterbestehen.
- Lymphödem: Eine andere Art der Schwellung namens Lymphödem kann ebenso auftreten. Diese ist leider sehr häufig und kann sich bilden, wenn die Lymphknoten entfernt oder durch Strahlung beschädigt wurden, was zu einer Ansammlung von Lymphflüssigkeit führt. Es betrifft häufig die Arme, doch kann es auch ein Anschwellen der Brust bewirken. Ein Lymphödem kann sich viele Monate oder sogar Jahre nach dem Behandlungsende entwickeln. Obwohl es nicht heilbar ist, sorgen bestimmte Behandlungsverfahren für Linderung, weshalb Sie bei Auftreten dieses Problems unbedingt mit Ihrem Arzt sprechen und Ihre Möglichkeiten erörtern sollten.
- Fibrose: Einige Frauen entwickeln Verhärtungen oder Verdickungen des Brustgewebes, wodurch die Brust verhärten oder schrumpfen kann. In schwerwiegenden Fällen kann sich das Aussehen der bestrahlten Brust, im Vergleich zur gesunden Brust, deutlich verändern.
- Ungleiche Brustgröße: Einige Frauen bemerken, dass ihre Brüste mit fortschreitendem Alter oder durch Gewichtszunahme größer werden. Eine bestrahlte Brust ändert ihre Größe im Vergleich zur unbehandelten Brust möglicherweise weniger stark. Wird dies als Problem wahrgenommen, können Frauen eine Ausgleichsform verwenden oder den Unterschied chirurgisch beheben lassen.
- Erhöhte Empfindlichkeit: Viele Frauen klagen über anhaltendes Unbehagen oder erhöhte Empfindlichkeit der behandelten Brust. Mit der Zeit lässt dieser Eindruck für gewöhnlich nach. Einige Frauen lindern die Symptome tagsüber mithilfe eines unterstützenden BHs bzw. in der Nacht mithilfe eines Soft-BHs oder Bustiers bzw. Hemdchens.
3. Eingeschränkte Bewegungsfreiheit von Arm und Schulter
Frauen, die sich einer Strahlentherapie unterziehen, verspüren häufig unterhalb des Armes eine gewisse Einschränkung der Bewegungsfreiheit, insbesondere wenn bei ihnen zudem ein chirurgischer Eingriff am Unterarm erfolgte. Das Heben schwerer Gegenstände oder die Durchführung bestimmter Übungen, kann daher beschwerlich sein.
Abhilfe bei eingeschränkter Bewegungsfreiheit des Arms und der Schulter:
- Zahlreiche Frauen behelfen sich mit sanften Bewegungsabläufen wie Yoga. Yoga hilft, sich zu dehnen und gleichzeitig den eigenen Atem zur Beruhigung und Steigerung der Flexibilität zu nutzen.
- Massagetherapie hat sich als nützlich herausgestellt. Weisen Sie unter allen Umständen auf Ihre Strahlenbehandlung und eingeschränkte Bewegungsfreiheit hin, wenn Sie Hilfe in Anspruch nehmen. Achten Sie insbesondere darauf, dass der Therapeut über das notwendige Fachwissen verfügt, damit er individuell auf Ihre Bedürfnisse eingehen kann.
4. Strahlentherapie und ihre Auswirkungen auf das Herz
- Schädigung des Herzmuskels: Strahlenbehandlungen bergen ein sehr geringes Risiko einer Schädigung des Herzmuskels oder der wichtigsten Blutgefäße rund um das Herz. Das kann ein potentielles Problem darstellen, falls Sie Brustkrebs auf der linken Seite hatten, auf der sich das Herz befindet.
- Atemnos/Schwindel: Wurde Ihr Herz durch Strahlentherapie in Mitleidenschaft gezogen, ermüden Sie womöglich sehr rasch oder Sie leiden bei Anstrengungen wie Treppensteigen unter Atemnot. Möglicherweise treten manchmal Schwindel oder Brustschmerzen auf.
Beachten Sie bitte, dass diese Symptome durch zahlreiche Umstände hervorgerufen werden können und nicht immer eine Schädigung des Herzens die Ursache sein muss. Wenden Sie sich umgehend an Ihren Arzt, falls Sie Symptome verspüren, die mit dem Herz in Verbindung stehen.
Eine vielversprechende klinische Studie wird gegenwärtig am Brustzentrum der Johns Hopkins Avon Foundation durchgeführt, um herauszufinden, ob ein Gerät zur aktiven Atemkontrolle Frauen besser vor herzbezogenen Nebenwirkungen schützen kann. Das Gerät sorgt dafür, dass das Herz von Patienten auf innovative Weise vor der Bestrahlung geschützt wird, und zwar mithilfe von Atemkontrolle während der tatsächlichen Strahlenbehandlung.
5. Mögliche Lungenprobleme
Einige wenige Frauen entwickeln Symptome wie Atemnot, trockenen Husten oder Brustschmerzen. Diese Symptome können durch Strahlentherapie verursacht werden und jene Zellen schädigen, die die Lunge auskleiden, was zu Entzündungen oder Verhärtungen bzw. Verdickungen (Fibrose) führen kann.
6. Mögliche Nebenwirkungen von Bestrahlung auf die Knochen
Eine seltene, spät auftretende Nebenwirkung von Strahlentherapie der Brust ist die Schädigung der Knochen, insbesondere der Rippen. Diese Knochen können aufgrund bestimmter Chemotherapie-Medikamente während einer Strahlentherapie dünner und brüchiger werden. Falls es dazu kommt, können Schmerzen die Folge sein, und schweres Heben oder Sport nur noch eingeschränkt möglich sein.
Sie sollten über dieses Problem Bescheid wissen, damit Sie auftretende Symptome mit Ihrem Arzt abklären können.
7. Schilddrüsenunterfunktion:
Schilddrüsenunterfunktion (ungewöhnlich niedriger Spiegel des Schilddrüsenhormons) stellt eine der häufigeren Folgekomplikationen von Strahlentherapie dar. Obwohl sie vermehrt nach der Bestrahlung des Halses auftritt, sollten Patienten, die sich einer Strahlentherapie unterzogen haben, unbedingt regelmäßig getestet werden, da Anzeichen und Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sehr verspätet und beinahe unbemerkt auftreten.
Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion:
- Erschöpfung
- Schwerfälligkeit
- Erhöhtes Kälteempfinden
- Verstopfung
- Fahle, trockene Haut
- Aufgedunsenes Gesicht
- Heisere Stimme
- Erhöhter Blutcholesterinspiegel
- Unerklärliche Gewichtszunahme
- Muskelschmerzen, -empfindlichkeit und -steifheit
- Schmerzhafte, steife oder geschwollene Gelenke
- Muskelschwäche
- Ungewöhnlich starke Menstruation
- Brüchige Fingernägel und Haare
- Depression
8. Taubheit, Schmerzen und Schwäche des Arms
Ungefähr 1 von 100 Frauen, deren Unterarm bestrahlt wurde, klagt über eine Form von Taubheit und Kribbeln, Schwäche und/oder Schmerzen der Hand, der Schulter oder des Arms. Die Symptome werden verursacht durch eine Schädigung der im Arm verlaufenden Nerven. Diese Nerven werden auch als Armgeflecht (Plexus brachialis) und die langfristige Nebenwirkung als strahlungsinduzierte Neuropathie des Plexus brachialis oder brachiale Plexopathie bezeichnet.
Eine schwerwiegende brachiale Plexopathie lässt sich nicht mehr beheben. Doch können Behandlungen dazu beitragen, die Symptome zu kontrollieren und das Leben mit der Krankheit zu erleichtern. Akupunktur, Physiotherapie, Massage oder Wärme- und Kältebehandlungen können zu einer Linderung der Symptome beitragen.
Mithilfe eines TENS-Geräts zur transkutanen elektrischen Nervenstimulation lassen sich Schmerzen sehr wirksam abschwächen. Dabei werden haftende Auflagen, die Elektroden enthalten, auf Ihrer Haut angebracht. Ein schwacher (schmerzloser) elektrischer Reiz läuft durch die Auflagen und sorgt dafür, dass der Körper seine natürlichen Schmerzmittel (Endorphine) freisetzt, um Schmerzen zu lindern.
9. Strahlungsinduzierte Sekundärtumoren
In einer Langzeitstudie fanden Forscher des US-amerikanischen Nationalen Krebsinstituts an über 600.000 Krebsüberlebenden heraus, dass schätzungsweise 8 % aller Sekundärtumore durch Strahlentherapie zur Behandlung primärer Tumore verursacht wurden.
- Der behandelte Bereich ist von Bedeutung, da diese Tumore tendenziell in bzw. neben Bereichen auftreten, die mittels Strahlung behandelt wurden.
- Bestimmte Organe, wie die Brust oder die Schilddrüse, bilden im Anschluss an eine Strahlentherapie scheinbar häufiger Tumore aus als andere.
- Bestimmte Arten von Leukämie sind Nebenerscheinungen von Strahlentherapie. Schätzungen der Amerikanischen Krebsgesellschaft zufolge ist das Risiko fünf bis neun Jahre nach einer Strahlenbehandlung am höchsten; danach sinkt es langsam wieder.
- Andere Krebsarten, die mit Strahlung in Verbindung gebracht wurden, treten tendenziell erst über 10 Jahre nach der Behandlung auf.
Nebenwirkungen von Strahlentherapie - Ein Ausblick
Seit Marie und Pierre Curie im Jahr 1903 erstmals Strahlentherapie als Behandlungsform gegen Krebs und Lupus einsetzten, ist sehr viel passiert. Die Radioonkologie entwickelt sich unablässig weiter, um Patienten wirksamere und langfristige Ergebnisse zu bieten und weniger dauerhafte Nebenwirkungen hervorzurufen. Dank Früherkennung und wirksameren Behandlungen überleben Patienten heute länger — und erreichen in vielen Fällen ein sehr hohes Alter. Bis vor Kurzem wurden langfristige Nebenwirkungen auch deshalb nur unzureichend erkannt, weil es keine signifikante Population gab, die beobachtet werden konnte.
Die vielen Frauen, die sich einer Strahlentherapie zur Behandlung von Brustkrebs unterziehen, machen uns Hoffnung, dass auch der Informationsaustausch über langfristige Nebenwirkungen belebt werden kann.
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19. November 2019
Fotos: Shutterstock