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Nachgefragt: Kann sich die Brust nach der BET weiter verändern?

Eine BET verändert die Brust. Wie sehr und was die Bestrahlung damit zu tun hat, erklärt Breast Care Nurse Gabi Knötgen.

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Nachgefragt: Kann sich die Brust nach der brusterhaltenden Therapie weiter verändern?

Werden Frauen mit Brustkrebs brusterhaltend operiert, kann das Auswirkungen auf das Aussehen der Brust haben. Welche das sind und was die Bestrahlung damit zu tun hat, erklärt die Breast Care Nurse Gabi Knötgen.

Gut 70 Prozent der Frauen mit Brustkrebs werden heute brusterhaltend operiert und anschließend bestrahlt. Die Heilungschance ist dabei sehr hoch. Aber wie sieht eigentlich die Brust nach der Entfernung des Tumors aus? Fühlt sie sich danach noch genauso an wie vorher? Und:

 

Kann sich die Brust nach der brusterhaltenden Therapie (BET) weiter verändern?

„Ja, das kann sie“, weiß Gabi Knötgen, Breast Care Nurse und Vorstandsmitglied der Konferenz der Onkologischen Kranken- und Kinderkrankenpflege (KOK), einer Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) – „wie stark sie das tut, hängt vor allem davon ab, wie viel Brustgewebe entnommen wird, aber auch davon, wie die Haut der Frau die Bestrahlung verträgt.“


Was hat das Körpergewicht mit dem Brustausgleich zu tun?

Wer über die Jahre an Gewicht verliert oder zunimmt, tut das auch an den Brüsten – nicht nur an der „gesunden“, sondern auch an der operierten Brust. Bei Frauen, die aufgrund einer Asymmetrie ein Ausgleichteil tragen, kann es dann vorkommen, dass dieses nicht mehr optimal passt. Die Kosten für eine neue Anpassung trägt in der Regel die Krankenkasse.

Welche Rolle spielt dabei die Größe des Tumors?

Entscheidend ist nicht so sehr die Größe des Tumors, sondern seine Größe im Verhältnis zum Volumen der Brust. „Wenn bei einer Frau mit großer Oberweite ein etwa walnussgroßes Gewebestück entfernt wird, fällt das in der Regel niemanden auf“, erklärt Knötgen, „bei einer Patientin, die eine recht kleine Brust hat, hingegen schon.“

Um eine Asymmetrie zu vermeiden, versuchen die Chirurgen, das gesunde Fettgewebe so zu verschieben, dass es die entstandene ‚Lücke’ schließt. „Bleiben dann doch Eindellungen zurück, können Frauen sogenannte Ausgleichsteile verwenden“, rät Knötgen. Gleiches gilt für Frauen, bei denen während der brusterhaltenden Operation ein größerer Tumor, ein sogenanntes Segment, entfernt wird.

Wichtig ist auch die Lage des Tumors. Beispiel Brustwarze: Sitzt der Tumor nah an der Mamille, kann diese sich durch die Operation verziehen oder sogar ein Stück „wandern“. In sehr seltenen Fällen muss die Brustwarze bei der BET auch entfernt werden. „Ist das der Fall, können die betroffenen Frauen eine selbsthaftende Mamille aus Silikon verwenden oder sich eine Brustwarze tätowieren lassen“, weiß die Breast Care Nurse. Nachteil: Mit der Brustwarze gehen auch sensible Nervenverbindungen verloren – eine Tätowierung ist rein kosmetisch. Eine andere Option ist das „Nippel-Sharing“. Hierbei wird die verbliebene Mamille auf beide Brüste aufgeteilt.

 

Wie sehen die Narben an der operierten Brust aus?

Auch das hängt von der Größe des zu entfernenden Tumors ab. „In den meisten Fällen bleiben recht kleine Narben zurück“, sagt Knötgen. Das liegt auch daran, dass Brustkrebs mittlerweile immer früher erkannt wird.

Während des Heilungsprozesses können Narben sich jedoch verziehen. „In einem solchen Fall kann die Naht später wieder geöffnet und kosmetisch verbessert werden“, sagt Knötgen.

Wie sich das Aussehen von Brust und Narben nach der BET entwickeln, lässt sich meist erst nach einem guten halben Jahr genau beurteilen. „Dann hat sich das Gewebe von der Strahlentherapie erholt“, erklärt Krankenschwester Knötgen, „erst dann ist der Heilungsprozess abgeschlossen.“

 

Was passiert mit der Brust durch die Bestrahlung?

Durch die Bestrahlung wird die Haut oft etwas dicker und färbt sich leicht dunkel. Wie stark sich die Beschaffenheit der Haut und die Pigmentierung verändern, hängt nicht nur von der Dauer und Intensität der Bestrahlung ab, sondern auch vom Hauttyp und der Strahlenempfindlichkeit. „Die Haut von Frauen mit eher hellerem Teint und rötlichen Haaren“, so Knötgen, „reagiert auf die Behandlung meist stärker.“ Die häufigste Nebenwirkung ist eine Rötung der bestrahlten Haut, die sich anfühlt, als hätte man einen leichten Sonnenbrand. Diese lässt sich sehr gut mit Hautpflegemitteln behandeln und bildet sich recht schnell zurück.

Unsere „Nachgefragt“-Expertin

Kann eine bestimmte Diät die Entstehung von Krebs verhindern? Wie verändert sich die Brust nach einer brusterhaltenden Therapie? Was ist dran an Krebsmythen?

Diesen und anderen Fragen wollen wir in unserer Reihe „Nachgefragt“ nachgehen. Zu jedem Thema laden wir einen anerkannten Experten ein, der Antworten auf häufig gestellte Fragen gibt.

Unsere „Nachgefragt“-Expertin zum Thema Brusterhaltende Therapie ist Gabi Knötgen. Sie ist Vorstandsmitglied der Konferenz der Onkologischen Kranken- und Kinderkrankenpflege (KOK), einer Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und arbeitet als onkologische Fachpflegerin in der Gynäkologischen Onkologie der Ubbo-Emmius-Klinik in Aurich. Zwischen 2007 und 2009 hat sie in Bremen die Weiterbildung zur Breast Care Nurse absolviert.

Haben Sie selbst eine Frage? Dann senden Sie gerne eine E-Mail an: redaktion-amoenalife@amoena.com.

Manche Patientinnen entwickeln durch die Bestrahlung auch Ödeme. „Das sind feine Wassereinlagerungen unter der Haut“, erklärt die Krankenschwester. Der Grund: Die Strahlen der Radiotherapie wirken unspezifisch, das heißt in dem Moment, in dem sie auf die Haut treffen, zerstören sie alle Zellen, die sich in diesem Moment teilen. „Hierdurch entstehen lokale Entzündungsreaktionen und die Brust wirkt leicht geschwollen“, erklärt die Breast Care Nurse. Nach Abschluss der Therapie entwickeln sich die Ödeme meist von allein, allerding langsam, zurück.

Brustgewebe, das nicht richtig durchblutet wird – etwa weil während der Operation Arterien, Venen oder einzelne Gefäße verletzt wurden –, kann sich als Spätfolge durch die Bestrahlung verhärten. Dabei, so Knötgen, „schmilzt das Gewebe quasi ein.“ In der Fachsprache werden solche Verhärtungen des Bindegewebes auch Fibrosen genannt. Verursachen die Verhärtungen Schmerzen, sollte dies mit dem Arzt besprochen werden.

 

Altert die operierte Brust ganz normal mit dem Rest des Körpers mit?

„Ja“, sagt Knötgen. Auch bei der operierten Brust wird mit den Jahren das Brustgewebe schlaffer und das Bindegewebe verliert an Elastizität. In Sachen Alter reifen beide Brüste also gleichermaßen.


06. März 2018


Fotos:
Cactus Blai Baules/Stocksy
Kerstin Ladwig UEK Aurich