Therapie bei Brustkrebs: Nebenwirkungen mit Sport reduzieren
Die Brustkrebs-Therapie hat oft Nebenwirkungen. Wir zeigen, welcher Sport diese lindern kann.
Der Tumor ist entfernt, der Brustkrebs überstanden. Brustoperation und Chemotherapie haben jedoch häufig unerfreuliche Nebenwirkungen. Welche Sportarten welche Begleiterscheinungen lindern können, zeigen wir Ihnen hier. Die Auswahl ist in Zusammenarbeit mit dem Sportwissenschaftler Freerk Baumann vom Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik Köln entstanden.
Sekundäres Lymphödem
Was ist das?
Eine schmerzhafte Schwellung des Bindegewebes. Sie entsteht, wenn sich Lymphflüssigkeit im Gewebe und in den Gewebezwischenräumen anstaut. Lymphödeme im Arm treten häufig auf, wenn bei der Mastektomie auch Lymphknoten entfernt wurden. Durch schonendere Operationsverfahren ist das Risiko für Lymphödeme in den letzten Jahren allerdings deutlich gesunken.
Was hilft?
- Wassersportarten wie Schwimmen und Aqua-Gymnastik: Wasserdruck und Muskelkontraktion drücken auf das Gewebe und regen den Transport der Lymphe an.
- Moderates Krafttraining an Geräten, Reiten oder Nordic Walking: Die Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen der Arme lassen die Muskeln kontrahieren und regen den Transport der Lymphflüssigkeit an.
Polyneuropathie
Was ist das?
Eine Funktionsstörung des peripheren Nervensystems, die bei Brustkrebspatientinnen häufig nach der Chemotherapie auftritt, meist an Händen und Füßen. Symptome: Kribbeln und Taubheitsgefühle.
Was hilft?
Vibrationen, die die zerstörte Myelinschicht der Nerven stimulieren und sie zur Regeneration anregen.
- An den Füßen: Vibrationsplatten (Power Plate), sensomotorisches Training (etwa Gleichgewichtsübungen auf Sand und Stehen auf wackeligem Grund), bestimmte Yoga- und Pilates-Übungen (wenn etwa beim Stehen auf einem Bein der Fuß beginnt zu zittern)
- An den Händen: Vibrationsplatten, feinmotorische Übungen wie Trommeln, Gitarre- oder Klavierspielen, sogenanntes Grabbeln (etwa das Sortieren von Linsen)
Arthralgie
Was ist das?
Gelenkschmerzen. Bei Brustkrebspatientinnen sind sie eine häufige Nebenwirkung der Hormontherapie.
Was hilft?
Häufig hilft intensives muskelaufbauendes Krafttraining und/oder intensive Bewegung – etwa Joggen. Warum, ist bislang nicht bekannt.
Bewegungseinschränkungen
Was ist das?
Nach einer Mastektomie sind langfristige Bewegungseinschränkungen möglich. Spannungsgefühle und Schmerzen führen dann oft zu Schonhaltungen; die Muskelkraft nimmt ab und es kommt zu muskulären Dysbalancen (Verkürzung).
Was hilft?
Eine Kombination aus moderatem Krafttraining und Dehnübungen, etwa an Geräten oder mit Thera-Bändern: Die Schonhaltung wird aufgebrochen, Muskeln gestärkt, die betroffenen Stellen gestreckt und die Beweglichkeit erhöht.
Fatigue
Was ist das?
Eine starke Erschöpfung und chronische Müdigkeit, die viele Brustkrebspatientinnen nach der Chemotherapie überfällt.
Was hilft?
Im Grunde jede Form von körperlicher Bewegung – angefangen von Gartenarbeit bis hin zu Joggen und Muskeltraining. Wichtig: Bei der Behandlung der Fatigue ist nicht die Form der Bewegung entscheidend, sondern die Intensität. Die Faustregel lautet: Je stärker die Erschöpfung, desto geringer sollte die Intensität sein, mit der trainiert wird.
20. September 2017
Grafik: Sandy Braun